Voraussetzungen

Unter welchen Voraussetzungen führt eine belastende Erfahrung zu einem Trauma?

«Meiner Erfahrung nach erfolgt eine Traumatisierung, wenn unsere Fähigkeit, mit einer als bedrohlich wahrgenommenen Situation umzugehen, auf irgendeine Weise überlastet ist.» (Levine, 2005/2023, S. 15).

Die Frage, die sich hier aufdrängt, ist: Wann ist denn unsere Fähigkeit, mit einer als bedrohlich wahrgenommenen Situation umzugehen, überlastet?

Nun: In einer Situation, die wir als lebensbedrohend wahrnehmen, sorgt unser Überlebenszentrum – Hirnstamm und gewisse alte Teile des limbischen Systems – blitzschnell für die Mobilisierung grosser Energiemengen, die uns helfen sollen, dem Tod durch Kampf oder Flucht zu entrinnen. In beiden Fällen dominiert der sympathische Zweig unseres autonomen Nervensystems. Symbolisch gesehen tritt unser Fuss das Gaspedal voll durch. Wenn sich eine dieser beiden Massnahmen als erfolgreich erweist, dann kommt es zu keiner Traumatisierung.

«Schlägt auch dieser Versuch fehl [die Flucht] – weil wir es nicht schaffen zu fliehen, weil wir festgehalten werden oder eingesperrt sind – versucht der Organismus, sich zu retten, indem er «abschaltet» und so wenig Energie wie möglich verbraucht. Wir befinden uns dann in einem Zustand der Erstarrung oder des Kollabierens. [….] Diese Art des Erstarrens, die vom Reptilienhirn [Hirnstamm] ausgeht, ist für viele chronisch traumatisierte Menschen typisch.» (Van der Kolk, 2014/2023, S. 100-101).

Diese Erstarrung wird gemeinhin als «Totstell-Reflex» bezeichnet. Nun dominiert der parasympathische Zweig unseres autonomen Nervensystems. Symbolisch gesehen treten wir nun mit dem anderen Fuss voll auf die Bremse.

Das Problem dabei: Der eine Fuss tritt nach wie vor das Gaspedal voll durch, während der andere mit aller Kraft das Bremspedal betätigt. Auf ein Trauma bezogen heisst das: Das Nervensystem von Traumatisierten verbleibt in äusserster Erregung, während sie äusserlich entspannt wirken.

Und dieser Zustand ist letzten Endes das, was wir «Trauma» nennen.

Definition
Beweisbarkeit
Häufigkeit
Ursachen
Feststellbarkeit
Trauma
Voraussetzungen
Auswirkungen
Schweregrad
Verdrängung
Lösungswege
Literatur