Wird eine Erfahrung, die ein Mensch macht, als absolut unerträglich oder existenzbedrohend wahrgenommen, dann kommt augenblicklich ein System zum Zug, welches die traumatischen Erinnerungen vom Bewusstsein abspaltet.
Dies geschieht durch die Ausschüttung sogenannter «Endorphine» (Opioidpeptide). Dabei handelt es sich um eine Art Morphium, welches der Körper selber herstellt.
«[Die Abspaltung traumatischer Erinnerungen vom Bewusstsein] lässt auf den Mechanismus schliessen, durch den wir emotionalen Schmerz verdrängen. Dies geht klar aus der Tatsache hervor, dass Schmerz letztlich eine Masse elektrochemischer Impulse ist. Wenn diese Masse zu gross wird, überfluten die Impulse das Gehirn und erzeugen eine Überlastung. Diese Überlastung stimuliert das Gehirn, die Schmerzzufuhr zu stoppen und Verdrängung zu erzeugen. Der Mechanismus ist automatisch. [….] Wenn die Schleuse im Gehirn sich vor dem Schmerz verschliesst, so verschliesst sie sich leider gleichzeitig auch unserer Geschichte. Wir erinnern uns nicht mehr an das Trauma und auch nicht an die Bedürfnisse und Gefühle, die es begleiteten.» (Janov, 1991/1993, Der neue Urschrei, S. 48-50).
Dieser Vorgang wird als «Gating», «Verdrängung» oder «Dissoziation» bezeichnet. Natürlich hat die Evolution diesen Mechanismus aus gutem Grund entwickelt: er sichert unser Überleben, denn ein Zuviel an Schmerz würde uns letztlich umbringen!