Typischerweise leiden die allermeisten Alleingeborenen unter häufiger Müdigkeit und Energielosigkeit – tendenziell eher in ihrer zweiten Lebenshälfte. Aber wie ist das zu erklären?
«Frühe Traumen erzeugen eine unsägliche innere Not und Desorganisation im Nervensystem.» (Heller & Lapierre, 2012/2013, S. 198). Im Körper eines Ungeborenen löst der frühe Verlust seines Zwillings eine heftige Stressreaktion aus. Und das macht evolutionsbiologisch gesehen durchaus Sinn: Die Ausschüttung grosser Mengen an Stresshormonen soll den Körper nämlich befähigen, sich durch Kampf oder Flucht einer ausserordentlich belastenden Erfahrung zu entziehen. Aber da dies in diesem Fall nicht möglich ist, bleibt dem kleinen Wesen als allerletzte Notfallreaktion nur noch der Totstell-Reflex, bzw. die Erstarrung.
Infolge einer solchen Erstarrung erhält jedoch das Überlebenszentrum – der Hirnstamm – keine Rückmeldung aus dem Körper, dass die Bedrohung vorüber ist. Folglich sorgt der Hirnstamm dafür, dass weiterhin Stresshormone ausgeschüttet werden, was wiederum der Körper als nach wie vor präsente Gefahr interpretiert …. Ein verhängnisvoller Teufelskreis!
Das bestätigen auch zahlreiche namhafte Fachleute, die sich jahrzehntelang mit den z. T. verhängnisvollen Auswirkungen von Traumata auseinandergesetzt haben:
«Kurzfristig hilft uns Stress, aber wenn er länger bestehen bleibt, wird unser Körper erschöpft, weil er im Zustand erhöhter Wachsamkeit verharren muss.» (Najavits, 2017/2024, S. 153).
«Danach [nach einer traumatischen Erfahrung] wird immer eine grosse Menge an Energie nötig sein, um diesen Schmerz an seinem Platz zu halten. Dieser Energieausstoss ist kontinuierlich, weil die Prägung durch das Trauma nie mehr vergeht.» (Janov, 1991/1993, Der neue Urschrei, S. 50).
«Mit den physiologischen und psychischen Auswirkungen früher Traumen zurechtzukommen, kann so viel Energie kosten, dass oft nicht genug übrig bleibt, um das Leben zu geniessen.» (Heller & Lapierre, 2012/2013, S. 177).
Chronische Müdigkeit und Erschöpfung treten tendenziell eher in der zweiten Lebenshälfte auf, weil der Körper bis dahin meist noch über genügend Energiereserven verfügt, um das erlebte Trauma «unter dem Deckel zu halten». Gehen diese Energiereserven jedoch irgendwann zur Neige, treten die erwähnten Symptome auf. Das kann schleichend passieren oder schlagartig, nämlich dann, wenn Betroffene unvermittelt eine weitere ausserordentlich belastende Erfahrung zu bewältigen haben.
WICHTIG: Falls Du in Erwägung ziehst, unter der Rubrik «Selbsttest» den dort angebotenen Test durchzuführen, dann ist es von Vorteil, wenn Du Dir die Rubrik «Symptome» erst nach dem Absolvieren desselben anschaust. Ansonsten könnte dies Deine Antworten beeinflussen, und das Testresultat würde dadurch weniger aussagekräftig.