Aber da gibt es noch viel mehr, wovor sie Angst haben: Angst vor Einsamkeit im Alter; Angst, andere zu enttäuschen; Angst vor Vermögensverlust; Angst vor Überforderung; Angst, sich zu blamieren; Angst, als schlechter Mensch wahrgenommen zu werden; Angst vor Menschenansammlungen; Angst, es anderen nicht recht machen zu können; Angst vor ….
Die Liste möglicher diffuser Ängste mancher Alleingeborener könnte schier endlos fortgesetzt werden!
Aber selbst dann, wenn Betroffene sich ihre Ängste nicht erklären können – irgendeine «Ur-Sache» muss es doch geben, oder?
Zunächst ist in Bezug auf Angst folgendes zu bedenken: «Bezogen auf die Evolution ist Angst eines der ältesten und rudimentärsten Gefühle. Sie ist ein Überlebensmechanismus, der alle Alarmsysteme aktiviert und den Körper in angespannte Sprungbereitschaft versetzt, um dem Tod zu entgehen. Die Symptome werden vom Hirnstamm und den ältesten Teilen des limbischen Systems gesteuert, die für unsere primitivsten Überlebensfunktionen zuständig sind.» (Janov, 2012, Vorgeburtliches Bewusstsein, S. 221).
So gesehen ist Angst also eine überaus sinnvolle «Erfindung» der Evolution! Andererseits gibt es aber durchaus Situationen, wo Angst langfristig zu einem echten Problem wird:
«War der Start ins Leben traumatisch, so lebt das Trauma auch später noch weiter und zwar in Form bleibend hoher systemischer Erregungszustände. Die unaufgelöste hohe Erregung wird zur Quelle einer erbarmungslosen, namenlosen Furcht – das ständige Gefühl, dass von irgendwoher Verhängnis droht.» (Heller & Lapierre, 2012/2013, S. 58-59).
Eine weitere Aussage bestätigt die verheerenden Langzeitfolgen von im Mutterleib erlebten Traumata: «Daher ist zu vermuten, dass vieles, was sich im späteren Leben als sogenannte «Angststörung» darstellt, also Panikanfälle, soziale Ängste, Ängste vor spitzen Gegenständen, Flugängste, etc., seinen Ursprung in einem prä-, peri- oder postnatalen [vor, während oder nach der Geburt stattfindenden] Trauma haben kann.» (Ruppert, 2014/2021, S. 45).
Manche Alleingeborene leiden sogar unter unerträglichen Panikattacken, die «wie aus heiterem Himmel» zu kommen scheinen und ihnen das Leben zur Hölle machen. Aber auch dieses Phänomen hat natürlich irgendwo eine «Ur-Sache»:
«In den 30 Jahren meiner therapeutischen Laufbahn habe ich den Zusammenhang, dass sich hinter nahezu allen Formen psychischer Auffälligkeiten Trauma-Erfahrungen verbergen, erst allmählich begriffen. Dann aber wurde es mir umso klarer: Es gibt nach meiner Erkenntnis keine «Panik», hinter der nicht eine Erfahrung von Todesangst steht.» (Broughton, 2016/2023, S. 117).
Und genau eine solche Erfahrung akuter Todesangst haben Alleingeborene ja beim Verlust ihres Zwillings im Mutterleib gemacht – in einer Phase, wo sie so hilf- und wehrlos waren wie nie mehr im späteren Verlauf ihres Lebens. So etwas hinterlässt erwartungsgemäss bleibende Spuren – beispielsweise in Form von «unerklärlichen» Angststörung
WICHTIG: Falls Du in Erwägung ziehst, unter der Rubrik «Selbsttest» den dort angebotenen Test durchzuführen, dann ist es von Vorteil, wenn Du Dir die Rubrik «Symptome» erst nach dem Absolvieren desselben anschaust. Ansonsten könnte dies Deine Antworten beeinflussen, und das Testresultat würde dadurch weniger aussagekräftig.